Europa blickt auf Kulturstrategie

»Die Welt hat sich verändert, Kultur ist mittlerweile überall – in der Bildung, in der Infrastruktur, in der Gesundheitsvorsorge«, betonte Susanna Tommila und empfahl der Stadt Chemnitz dies bei der anstehenden Ausarbeitung der Kulturstrategie für die Jahre 2018 bis 2030 zu berücksichtigen.

Tommila besuchte vom 19. bis 21. April Chemnitz und hatte sich in diesen Tagen gemeinsam mit vier weiteren internationalen Experten ein Bild von der Stadt Chemnitz und aktuellen Entwicklungen im Kulturbereich gemacht um anschließend Empfehlungen für künftige Entwicklungen zu geben.

Tommila konnte dabei, wie auch die übrigen Experten, auf einen breiten Erfahrungshintergrund in der Kulturentwicklung zurückgreifen. Sie ist Kulturdirektorin der Stadt Espoo in Finnland und zugleich stellvertretende Vorsitzende des Kulturforums im europäischen Städtenetzwerk EUROCITIES.

Neben Tommila waren außerdem Val Birchall, stellvertretende Direktorin des Kulturbetriebs der Stadt Birmingham (England), Péter Inkei vom Budapest Observatorium (Ungarn) und Nils Scheffler, Experte für integrierte Stadtentwicklung aus Berlin als Mitglieder des Experten-Teams zu Gast in Chemnitz.

Im Auftrag der Europäischen Kommission führten sie im Rahmen des Programms »Culture for Cities and Regions« (dt. »Kultur für Städte und Regionen«) ein so genanntes Coaching, also eine Beratung, durch.

Während ihres dreitägigen Coaching- Aufenthalts informierten sich Tommila und das Experten-Team über den laufenden Prozess zur Entwicklung der Kulturstrategie, die dem Stadtrat 2018 vorgelegt werden soll und damit verbundene Bürgerbeteiligungsprozesses sowie die Chemnitzer Bewerbung um den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2025.

Aber auch Themen wie Stadtmarketing, Tourismus, Stadtentwicklung und der Morgenstadtprozess, die in enger Beziehung zur Entwicklung der Kulturstrategie stehen, wurden beleuchtet. Das Team führte dazu Interviews mit Akteuren aus Kultur und Politik und bekam dadurch ein besseres Gefühl für die Entwicklungen in Chemnitz.

Das Team besuchte u. a. Kultureinrichtungen wie das experimentelle Theater Komplex und das Lokomov mit der angegliederten Off-Space Galerie Hinten am Sonnenberg, die Spinnerei in Altchemnitz und das Museum Gunzenhauser und traf die jeweiligen Macherinnen und Macher.

Während einer Abendveranstaltung konnten die Experten zudem Vertreterinnen und Vertreter der Chemnitzer Kulturszene treffen und konnte in Gesprächen Einblicke in deren Schaffen und Projekte erhalten. Auch empfing Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig die Gäste für ein Gespräch.

Während die Experten schon am letzten Tag ihres Aufenthalts erste Empfehlungen für die Stadt Chemnitz aussprachen, werden sie diese in den nächsten Wochen noch detaillierter ausarbeiten. Die Stadt Chemnitz wird bald einen umfassenden Bericht erhalten, der Hinweise gibt, wie die Stadt Chemnitz den Entwicklungsprozess zur städtischen Kulturstrategie, z. B. durch die Einbindung weiterer Kulturakteure, verbessern kann.

Nach Einschätzung der Coaches sollte die Leitlinie für die Stadt Chemnitz in diesem Entwicklungsprozess stets lauten: »Alles ist möglich«. Die Stadt Chemnitz hatte sich für das Coaching beworben und war von einer Jury als eine von zehn europäischen Städten ausgewählt worden, die eine solche Beratung erhalten.

Neben Chemnitz besuchten Experten-Teams bereits Bratislava (Slowakei), Angers (Frankreich) und Kaunas (Litauen), das jüngst zur Europäischen Kulturhauptstadt 2022 gewählt wurde.

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