Wenn Chemnitz etwas im Blut liegt, dann sind es AUFbrüche: zur führenden Industriestadt Deutschlands am Beginn des 20. Jahrhunderts, zum führenden Maschinenbauer in Mittelosteuropa während des Kalten Krieges und zum aufstrebenden mittelständischen Wirtschaftsstandort seit der Jahrtausendwende.

Gelegenheit zum Austausch über das Motto der Chemnitzer Bewerbung gab es gestern Abend im Stadthallenpark. Foto: Ernesto Uhlmann

Was immer in der Geschichte zu einschneidenden Umbrüchen führte – die Chemnitzerinnen und Chemnitzer haben mit Macher-Mentalität und Erfindergeist einen AUFbruch daraus gemacht. Und dabei auch stets ein aktives kulturelles Leben in der Stadt gepflegt. So zum Beispiel schenkten sich die Bürger 1909 eine Kunstsammlung und ein Opernhaus, errichteten zwischen 1955 und 1963 Jahren in tausenden freiwilligen Arbeitsstunden die Freilichtbühne im Küchwald und leisten sich bis heute Kultureinrichtungen, wie kaum eine andere Stadt dieser Größenordnung. Ganz zu schweigen von der in allen Zeiten reichen Vereinsarbeit in der Breite der künstlerischen Genres, im Sport, in der Kleingartenbewegung, in der Traditionsarbeit oder dem internationalen Austausch.

Nichtsdestotrotz haben die Brüche in der Stadtgeschichte auch Kerben geschlagen, die nachwirken. Drei unterschiedliche Innenstädte innerhalb von 70 Jahren, zwei Stadtnamen, verschiedene Gesellschaftssysteme – noch immer sucht Chemnitz nach Identität und Selbstverständnis. Auch auf diesem Weg wird die Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt 2025 einen entscheidenden Beitrag leisten.

Sie wird von Chemnitz eine Geschichte erzählen, die den großen historischen Einschlägen in Europa konkrete Gesichter, Schicksale – Aufbrüche schenkt. Und sie wird zeigen, dass Chemnitz immer von europäischen Einflüssen profitierte: Von Industriellen, die mit Knowhow aus Manchester oder dem Elsass kamen. Von Kaufleuten, die Baumwolle aus Mazedonien brachten. Von Arbeitern, die für Lohn und Brot aus den umliegenden Regionen kamen. Sie alle haben Chemnitz reich gemacht und in der Stadt einen Ort gefunden, der ihnen eine neue Heimat, Existenz, Energie, den Raum für ihre Träume gab. So ist die Stadt, in der die Wiege des deutschen Patentrechts liegt, bis heute die Stadt der Erfinder und Tüftler, der kreativen Ideen, der neuen Denkansätze, der Innovationsfähigkeit – und das wird sie 2025 ganz Europa zeigen.

Sie wird sich mit Mut und Offenheit den Herausforderungen stellen, vor denen ganz Europa steht. Themen wie Zu- und Abwanderung, soziale Gerechtigkeit und die neuen Bruchlinien zwischen Nationalstaaten oder zwischen den Generationen fordern auf, über die Werte Europas nachzudenken – und in Chemnitz für ein Miteinander der Menschen, Länder und Kulturen zu streiten. Einzustehen für das europäische Friedensprojekt.

Die Kultur war und ist dabei stets der Schlüssel, die Stadt und die Menschen in einen offenen Dialog zu verwickeln und Begegnungen zu schaffen.

Für diesen Prozess hat Chemnitz drei Handlungsfelder definiert:

Neue Räume geben.

„Gebt Raum!“ lautet die Devise der städtischen Kulturstrategie 2030. Die Stadt eröffnet neue Denk- und Handlungsräume – und öffnet sich für eine Kulturregion entlang des Chemnitzer Modells. Chemnitz bietet jenen Raum, in dem Träume wahr werden können.

Arbeit neu vernetzen.

Die Digitalisierung wandelt die Arbeitswelt. Co-Creation und Transformation bestimmen den Lebensalltag. Neue Netzwerke und Arbeitsmodelle entstehen.

Spuren für eine gemeinsame Zukunft.

Der Mut zur Vergangenheit wird zum Impuls für eine europäische Zukunft. Nur wer die eigene Geschichte kennt, kann sie auch weiterschreiben.

In den kommenden Monaten gilt es nun, im intensiven Austausch mit den Chemnitzerinnen und Chemnitzern diese drei programmatischen Säulen mit kreativen AUFbruch-Szenarien und konkreten Projekten zu beleben.

Deshalb der fordernde Titel:

AUFbrüche. Opening Minds. Creating Spaces.

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